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PSA-Bestimmung
Das Prostata-spezifische Antigen (PSA) kommt bei gesunden
Männern vor, eignet sich aber auch als Tumormarker: Sein
Blutspiegel kann Hinweise auf ein Prostatakarzinom geben und
zur Beurteilung von dessen Verlauf und Behandlung dienen.
Das Prostata-spezifische Antigen (PSA) ist ein Protein (Eiweiß), das von den
Prostatadrüsen gebildet wird. Es gelangt mit dem Prostatasekret in den Samen und
verflüssigt ihn nach der Ejakulation. Diese biochemische Reaktion zu ermöglichen, ist
die Aufgabe des PSA. Somit handelt es sich um ein normales Enzym (Ferment) des
gesunden Mannes.
PSA im Blut
Wie andere von Drüsen gebildete Stoffe geht auch das PSA zu einem sehr geringen
Teil in das Blut über. Dort ist es zum kleineren Teil frei im Blutserum gelöst, zum
größeren Teil jedoch an Serumproteine gebunden (man sagt "komplexiert", weil sich
Komplexe bilden).
Die unterschiedlichen Serumkonzentrationen lassen sich einzeln messen: Das Gesamt-
PSA (t-PSA, von engl. total), das freie PSA (f-PSA) und das komplexierte PSA (c-PSA).
Näheres hierzu s.u.
PSA als Organmarker und Tumormarker
Weil nur Prostatazellen PSA herstellen können, ist es Prostata-spezifisch (daher der
Name) und markiert sein Herkunftssorgan; man bezeichnet es deshalb als
Organmarker für die Prostata. Doch auch die bösartigen Zellen eines
Prostatakarzinoms bilden PSA, im Falle von Metastasen (Tochtergeschülste) selbst
außerhalb der Prostata.
Da die PSA-Bildungsrate von Karzinomzellen erheblich (bis zu 10mal) größer ist als die
normaler Prostatazellen, eignet sich das PSA auch gut als Tumormarker: Zwar schließt
ein niedriger Serumspiegel ein Prostatakarzinom nicht aus, jedoch steigt mit dem
Spiegel das Risiko, dass ein Karzinom vorhanden ist.
Einflüsse auf den PSA-Serumspiegel
Die Höhe des PSA-Serumspiegels hängt von zahlreichen Faktoren ab: Zunächst ist es
individuell verschieden, wieviel PSA aus der Prostata in das Blut gelangt. Dann
beeinflusst die Menge an (gut- wie bösartigem) Prostatagewebe den Spiegel. So steigt
er mit dem Prostatavolumen, in der Regel also mit dem Alter wegen der zunehmenden
benignen Prostatahyperplasie.
Auch andere Erkrankungen und Reizungen der Prostata können den PSA-Spiegel (vor
allem das freie PSA) erhöhen, meist jedoch nur kurzzeitig: Zum Beispiel Entzündungen,
Sport (z.B. Radfahren, Reiten), Geschlechtsverkehr, Verstopfung (wegen des
Pressens), Prostatamassage, digitale rektale Untersuchung (Abtasten der Prostata),
akute Harnverhaltung, Harnblasenkatheter, Urethro-Zystoskopie (Harnröhren-
Blasenspiegelung) und Prostatabiopsie.
Gesenkt wird der PSA-Spiegel hingegen von 5-alpha-Reduktase-Hemmern (Wirkstoffe
in manchen Medikamenten gegen Haarausfall und gegen das benigne
Prostatasyndrom), und durch Entfernung oder Ausschaltung von Prostatagewebe: Zum
Beispiel durch TURP beim benignen Prostatasyndrom sowie durch eine radikale
Prostatektomie, Strahlentherapie oder Hormontherapie. Deshalb lässt sich auch beim
Prostatakarzinom der Verlauf anhand des PSA-Spiegels beurteilen.
Gesamt-PSA (t-PSA) und Schwellenwert
Zur Bestimmung des Gesamt-PSA-Serumspiegels stehen verschiedene Testsysteme
zur Verfügung. Die Ergebnisse werden meistens in ng/ml angegeben (ng = Nanogramm
= milliardstel Gramm, ml = Milliliter = tausendstel Liter). Sie sind jedoch nur dann direkt
miteinander vergleichbar, wenn das gleiche Testsystem verwendet wurde. Die untere
Nachweisbarkeitsgrenze beträgt normalerweise 0,1ng/ml.
Wichtig für die Bewertung des Gesamt-PSA ist, dass Einflüsse auf den PSA-
Serumspiegel (s.o.) bekannt bzw. ausgeschlossen sein mässen. Ebenfalls wichtig sind
die folgenden Ergebnisse wissenschaftlicher Studien:
Je niedriger das Gesamt-PSA ist, desto unwahrscheinlicher liegt ein Prostatakarzinom
vor: Bei weniger als 4ng/ml in 10%, bei 4-10ng/ml in 25% und bei mehr als 10ng/ml in
bis zu 50% der Fälle. Ausgeschlossen ist ein Prostatakarzinom also selbst bei einem
niedrigen Gesamt-PSA nicht. Deshalb lässt sich auch kein Normalwert oder
Maximalwert angeben.
Gleichzeitig sind die Heilungsaussichten beim Prostatakarzinom um so besser, je
niedriger das Gesamt-PSA ist: Die Wahrscheinlichkeit für ein organbegrenztes
Tumorstadium beträgt 90% bei weniger als 4ng/ml, 70% bei 4-10ng/ml und 50% bei
mehr als 10ng/ml.
Gegebenenfalls müssten bei jedem PSA-Wert weitere Untersuchungen zum
Ausschluss eines Karzinoms veranlasst werden: Digitale rektale Untersuchung,
transrektaler Ultraschall (TRUS) und vor allem eine Prostatabiopsie
(Gewebeentnahme). Ein solches, generelles Vorgehen würde jedoch zwangsläufig
insbesondere die Zahl unnötiger, belastender Biopsien erhöhen.
Nach diesen und zahlreichen weiteren Daten hat man sich deshalb auf einen
Schwellenwert (cut-off-Wert) für das Gesamt-PSA geeinigt. Er beträgt für die gängigem
Testsysteme 4ng/ml (eine Absenkung auf 3ng/ml wird derzeit diskutiert). Bei bis zu
75järigen mit einem Gesamt-PSA von 4-10ng/ml und unauffälliger DRU (digitale rektale
Untersuchung) erfolgt in der Regel zunächst eine Kontrolle. Bleibt der Wert gleich oder
steigt er an, sollte eine Prostatabiopsie durchgeführt werden. Eine Biopsie ist dringlich
bei auffälliger DRU sowie (unabhängig von der DRU) bei einem Gesamt-PSA über
10ng/ml.
Mit Hilfe weiterer Maßnahmen wird versucht, eine Biopsie zu vermeiden, ohne aber
deshalb ein Prostatakarzinom zu übersehen: Man kann das Gesamt-PSA auf das Alter
oder die Prostatagröße (PSA-Dichte) beziehen, seine Anstiegsgeschwindigkeit
bestimmen und den darin enthaltenen Anteil an freiem bzw. gebundenem PSA messen
(f-PSA und c-PSA).
Altersabhängiges Gesamt-PSA
Weil sich die Prostata mit dem Alter oft vergrüßert (benigne Prostatahyperplasie, und
der PSA-Serumspiegel somit meist steigt, wurden folgende altersabhängige
Schwellenwerte für das Gesamt-PSA veröffentlicht:
40-49 Jahre: 2,5ng/ml
50-59 Jahre: 3,5ng/ml
60-69 Jahre: 4,5ng/ml
70-79 Jahre: 6,5ng/ml
Allerdings gibt es noch zu wenige Untersuchungen, um die Vorteile oder gar Nachteile
dieser oder anderer ebenfalls verüffentlichter Schwellenwerte zu beurteilen.
PSA-Dichte
Im Vergleich zum BPS (benignes Prostatasyndrom) steigt beim Prostatakarzinom das
Gesamt-PSA stärker an, die Prostata, vor allem die so genannte Übergangszone
vergrößert sich jedoch weniger. Bildet man den Quotienten aus Gesamt-PSA und
Volumen der Prostata bzw. der Übergangszone, so erhält man die PSA-Dichte
(density). Sie ist demnach beim Prostatakarzinom größer als beim BPS. Die
Aussagekraft der PSA-Dichte ist jedoch noch nicht abschließend zu beurteilen.
PSA-Anstiegsgeschwindigkeit
Ein verhältnismäßig rascher Anstieg des Gesamt-PSA erhärtet den Verdacht auf ein
Prostatakarzinom, selbst wenn weitere Anzeichen fehlen. So soll bei einer PSA-
Anstiegsgeschwindigkeit (velocity) von jähhrlich 0,6 ng/ml trotz negativer DRU (digitale
rektale Untersuchung) in einem höheren Prozentsatz ein Prostatakarzinom vorliegen.
Üblicherweise wird die Anstiegsgeschwindigkeit anhand von drei PSA-Messungen (zwei
Kontrollen) bestimmt, in jährlichem Abstand und mit dem gleichen Testsystem. Von
Vorteil ist diese Bestimmung, wenn der PSA-Ausgangswert unter 4ng/ml liegt oder
wenn bei einem höheren Ausgangswert eine Biopsie negativ ausfällt.
%-f-PSA (f/t-PSA) (Quotient)
Aus bisher ungeklärten Gründen ist bei einem Prostatakarzinom mehr PSA im
Blutserum an Proteine gebunden (komplexiert, c-PSA) und weniger frei darin gelöst (f-
PSA), selbst bei nicht erhöhtem Gesamt-PSA (t-PSA). Der prozentuale Anteil des freien
PSA am Gesamt-PSA sinkt also (Berechnung:
%-f-PSA = f-PSA / t-PSA x 100).
Beispielsweise soll bei einem %-f-PSA von weniger als 15% (f/t-PSA kleiner als 0,15) in
etwa 75% der Fälle ein Prostatakarzinom vorliegen. Solche Einzelergebnisse erlauben
zur Zeit aber noch keine generellen Aussagen.
PSA-Schnelltests
Solche Teststreifen zeigen eine farbige Linie, wenn das Gesamt-PSA über 4ng/ml liegt.
Vorteil ist die einfache Anwendung, jedoch Überwiegen die Nachteile: Weil die Höhe
des PSA-Spiegels nicht gemessen wird, lassen sich weder die Dringlichkeit einer
Kontrolle noch die PSA-Anstiegsgeschwindigkeit (s.o.) beurteilen. Zudem sind die Tests
nicht zuverlässig genug: Ein falsch-negatives Ergebnis (bis zu 29%) kann die Diagnose
verzögern. Und ein falsch-positives Ergebnis (bis zu 33%) erfordert wie ein richtig-
positives eine genaue Nachmessung des Gesamt-PSA.
Diskussion um die PSA-Bestimmung
Die PSA-Bestimmung im Rahmen der Früherkennung des Prostatakarzinoms wird nicht
nur unter Wissenschaftlern zum Teil heftig diskutiert. Es geht inbesondere um die
Möglichkeit, dass bei einem erhöhten Wert mit nachfolgender Biopsie ein
Prostatakarzinom entdeckt und behandelt wird, das ansonsten vielleicht gar nicht zum
Tode des Betroffenen geführt hätte. Grund für die Diskussion sind zahlreiche, schwierig
zu interpretierende Studienergebnisse. Und es kommen ständig neue hinzu. Deshalb
wird vor der PSA-Bestimmung eine umfassende Aufklärung durch den Arzt empfohlen.
Und an dieser Stelle sei auf weiterführende Informationen verwiesen. (
PSA-Bestimmung bei Erkrankung an Prostatakarzinom
Liegt ein Prostatakarzinom vor, trägt die PSA-Bestimmung zur Planung von
Zusatzuntersuchungen und Behandlungsmethoden bei, außerdem dient sie zur
Verlaufskontrolle